So viel Evidenz ist selten, entsprechend groß waren die Reaktionen auf die Veröffentlichungen.
Zu „Time is brain“ gesellt sich jetzt die „door-to-groin“-Zeit und in der Tat ist es plausibel, dass die schnelle und geordnete Zusammenarbeit der beteiligten Bereiche von der Notaufnahme bis zur Stroke Unit enorm wichtig für den Patienten ist.
Die Feinheiten der Behandlung werden noch diskutiert, so zum Beispiel, ob es vorteilhaft ist, eine Allgemeinanästhesie für die Intervention zu vermeiden und ggf. nur eine Analgosedierung durchzuführen.
Entsprechende Hinweise ergaben sich aus den Daten der MR-CLEAN-Studie, in der die wachen oder leicht sedierten Patienten ein besseres Outcome hatten als die narkotisierten.
Gezielt untersucht wurde die Frage in Heidelberg in der frisch im November 2016 veröffentlichten SIESTA-Studie („Sedation vs. Intubation for Endovascular Stroke Treatment“): für das neurologische Ergebnis nach 24 Stunden, das als primärer Endpunkt gewählt wurde, gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen beiden Gruppen. Nach Allgemeinanästhesie waren die Patienten allerdings häufiger von Pneumonie oder Hypothermie betroffen.
Wie sonst auch ist es mit Sicherheit sinnvoll, das Anästhesieverfahren individuell für den Patienten auszuwählen. Nach aktueller Beweislage muss dabei nicht grundsätzlich versucht werden, eine Allgemeinanästhesie zu vermeiden, insbesondere, wenn diese mit sicherer Hand und fachgerecht durchgeführt wird.
Literatur:
MR CLEAN: Berkhemer OA, Fransen PS, Beumer D et al (2015) A randomized trial of intraarterial treatment for acute ischemic stroke. N Engl J Med 372:11–20 http://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1411587#t=article
SIESTA: Schönenberger S et al. Effect of Conscious Sedation vs General Anesthesia on Early Neurological Improvement Among Patients With Ischemic Stroke Undergoing Endovascular Thrombectomy: A Randomized Clinical Trial. JAMA 2016 http://jamanetwork.com/journals/jama/article-abstract/2577957